Seit Aschermittwoch hängt in St. Josef und St. Marien wieder ein Misereor Hungertuch. Viele Jahrhunderten war es kirchlicher Brauch, in der Fastenzeit in den Kirchen solche Tücher zu platzieren. 1976 hat Misereor für seine Fastenaktion die Tradition der Hungertücher aufgegriffen. Alle zwei Jahre wird ein neues Bild von Künstlerinnen und Künstlern gestaltet.
In diesem Jahr hat der nigerianische Künstler Emeka Udemba das Misereor-Hungertuch geschaffen.Das Kunstwerk erzählt unter dem Titel „Was ist uns heilig?“ von der Schönheit des blauen Planeten, aber auch von seiner Zerstörung. Udembas farbintensives Bild ist als Collage aus vielen Schichten ausgerissener Zeitungsschnipsel, Kleber und Acryl aufgebaut: Nachrichten, Infos, Fakten, Fakes – Schicht um Schicht reißt und klebt der Künstler diese Fragmente und komponiert aus ihnen etwas Neues.In einen freien rötlichen Raum ohne Horizont hineingesetzt, ragen zwei Unterarm- und Hand-Paare offen in die Fläche hinein: Form und Farbe nach gehören sie zu einem dunkelhäutigen Mann und einer weißen Frau, ihre Hände berühren gemein-
sam sachte die Erdkugel, die sie gerne gemeinsam halten, ihr aber auch Spielraum lassen. Die Kugel bleibt in der Schwebe von Halten und Loslassen, Schutz und Preisgabe. Rollt die Kugel im nächsten Moment nach links unten in den roten aufgeheizten Raum hinein? Wird sie kippen wie unser Klima? Die Erdkugel, gute Schöpfung und Heimatplanet oder Spielball verschiedener Interessen?
Das Hungertuch lädt uns ein, unsere Erde in den Blick zu nehmen – und wie wir mit ihr umgehen, wie wir sie be-han-deln:
Was ist uns heilig?
Was ist unverfügbar?
Was tasten wir nicht an?
Was ist uns das Leben wert?“
Diese Fragen begleiten uns durch die Fastenzeit.
—————————————————————————————-
Foto: Künstler Emeka Udemba vor seinem Hungertuch – © Härtl | Misereor