Liebe Leserin, lieber Leser,
viele schöne Kirchen gibt es in unserer Stadt Münster. Unsere Vorfahren haben alles aufgeboten, um würdige Gotteshäuser zu schaffen. Aber nicht der Kunstwert macht die Kostbarkeit unserer Gotteshäuser aus, sondern was sie für uns bedeuten.
Unsere Kirche will zunächst ein Denkmal sein im ursprünglichen Sinn des Wortes: ein Mal zum Denken, zur Erinnerung.
Was soll durch das Gotteshaus wach bleiben in unseren Herzen? Nichts Geringeres als die Anwesenheit des unendlichen Gottes in der Endlichkeit unserer Geschichte und Zeit. Schon im Alten Testament hören wir das faszinierende Wort: „Macht mir ein Heiligtum! Dann werde ich in ihrer Mitte wohnen.“ Das Johannesevangelium fasst die grundlegende Botschaft des Neuen Testamentes zusammen: „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Unsere Kirchen erinnern uns an die Gegenwart Gottes in der Geschichte der Menschen.
Die Kirche als Bauwerk ist ein Haus, das uns Menschen auf Gott hin ausrichten will. Wir brauchen solche Orientierung, damit wir nicht verkümmern, damit wir nicht auf unser kleines Ich schrumpfen, damit wir vielmehr hineinwachsen in den Reichtum, den Gott uns gewährt, in das Umfassende unseres Lebens. Der russische Schriftsteller Solschenizyn schreibt einmal: „Das Läuten vom Kirchturm mahnt die Menschen, die kleinen Dinge ein wenig zu vergessen. Das Geläut war ein Hinweis, unsere Stunden und Gedanken der Ewigkeit zu widmen.“
Solange unsere Kirchen als steingewordene Glaubensbekenntnisse die Botschaft Gottes künden, so lange werden die Menschen, trotz aller Säkularisierung, nie ganz vergessen können, dass ein Gott ist, der sich um sie kümmert.
Liebe Leserin und lieber Leser, doch das Gotteshaus ist nicht nur Denkmal an Gottes Heilshandeln in der Vergangenheit. Es trägt auch die Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde in sich. Die Verheißung, dass Gott unverhüllt unter uns wohnen will, dass er alle Tränen von unseren Augen abwischen wird, dass kein Tod mehr sein wird, kein Leid und kein Schmerz, dass alles neu wird, der Himmel und die Erde. Deshalb hat man die Kirche nicht mehr nur als Haus Gottes bezeichnet, sondern auch gerne als „Pforte des Himmels“.
Vor allem die Barockkünstler haben es verstanden, diesen Himmel in einzigartiger Weise bildhaft darzustellen und sie wollten uns damit sagen, ihr braucht nicht zu verzagen. Die Kirche als Ganzes ist eine Gemeinschaft zuversichtlicher Hoffnung. Unsere Gotteshäuser sind froh machende Verheißung der Vollendung und der Freude in Gott.
Liebe Leserin und lieber Leser, die Mitte der Kirchen in unserer Stadt ist der Altar, der ja Christus versinnbildlicht. Hier wird das Heilshandeln Gottes, Christi Tod und seine Auferstehung, vergegenwärtigt. Hier wir die verheißene Zukunft vorweggenommen im Mahl. Im Wort der Verkündigung und in der Feier des Mahles fasst das Reich Gottes immer neu Fuß auf Erden in unserer Mitte. Die Sammlung um den Altar, um Christus im Gottesdienst und Gebet ist die erste und vornehmste Aufgabe einer christlichen Gemeinde.
Von dieser Mitte her erfährt sie dann zugleich ihre Sendung in die Welt hinein. Wie das Gotteshaus in unsere Stadt hineinragt, so darf unser Glaube nicht im Privaten stecken bleiben. Es geht nicht nur um unsere persönliche Erbauung. Wir sind gesandt in unseren Alltag und in die Welt von heute, damit wir Raum schaffen für Gott in uns und um uns. Wir sollen weiterbauen am Reich Gottes. Jede Eucharistiefeier schließt mit der Aufforderung: „Gehet hin in Frieden.“ Geht, ihr seid gesandt in die Welt. Geht hin im Frieden und in der Freude Gottes, schafft Frieden, und bringt Freude!
Liebe Leserin und lieber Leser, vielleicht haben Sie in dieser Sommerzeit einmal Zeit für einen Besuch zu den vielen Kirchen unserer Stadt oder an Ihrem Urlaubsort (gerade an heißen Sommertage ist es dort oft angenehm kühl). Und vielleicht erfahren Sie dann, dass Kirche mehr ist als ein Gebäude, Bischöfe, Priester und hauptamtliche Mitarbeiter*innen. Kirche sind nämlich Sie! Und wir freuen uns alle auf Ihre Mitarbeit oder Ihre Gebet. Kommen Sie gesund und gestärkt zurück, das wünscht Ihnen im Namen aller Mitarbeiter*innen
U. Messing, Pfr.