
Bild von Artur Pawlak auf Pixabay
Liebe Alle!
Auf einer Schale in meiner Wohnung liegt ein Apfel. Er ist rund und prall, glänzend und knackig, ohne Flecken, ohne Risse, rundherum gewachst, so dass alles Wasser daran abperlen würde. Der Apfel ist (fast) perfekt, makellos zum Anschauen.
Daneben liegt ein anderer Apfel. Er ist nicht glänzend und rundum gewachst, sondern eher rau und etwas ledrig, an manchen Stellen sogar runzelig, da und dort hat er auch einen kleinen Fleck. Der Apfel ist rund, aber nicht perfekt, er ist in Ordnung, aber eben nicht makellos.
Natürlich habe ich spontan nach dem glatten und vollkommenden Apfel gegriffen. Der andere wird liegen bleiben und vielleicht später gegessen oder ich bringe ihn zu meiner Mutter, die dann Apfelmus aus ihm machen wird oder einen Apfelpfannkuchen.
Doch dann fällt mir ein: Die makellosen Äpfel wachsen nicht automatisch so am Baum. Der Preis für die Makellosigkeit ist: ca. 20 chemische Spritzungen.
Warum eigentlich liebe ich das Makellose und das Perfekte so sehr? Weil ich selber gerne so sein möchte? Weil ich zu meinen Macken, Rissen und Flecken nicht stehen kann? Was bleibt bei mir auf der Strecke, bis ich zufrieden bin? Ich fand einen Text von Pfarrer Herman Josef Coenen, der diese Situation aufgreift: „Viele Früchte sind in Gottes Obstgarten. Und eines dieser Früchtchen, das bin ich. Manche sind wie Stachelbeeren: herb und sauer, andere zuckersüß wie Rosinen. Manche sind wie Stangenbohnen, andere rund wie der Kürbis. Manche sind scharf wie Paprika, andere muss man unter Tränen schälen wie Zwiebeln. Manche sind saftig wie ein Pfirsich, andere sind als trockenes Obst schmackhaft… Jede Frucht schmeckt anders: Du und ich.“
Nun stehen wir vor den Sommerferien und viele von uns haben Urlaub oder etwas mehr Zeit zum Genießen. Sicherlich gibt es dann unterschiedliche Begegnungen und hoffentlich können wir auch für jedes „Früchtchen“ danken, denn viele Früchte sind in Gottes Obstkorb. Und eines dieser Früchtchen, das bin ich.
So wünsche ich Ihnen – auch im Namen aller Mitarbeiter*innen eine gute Sommerzeit.
Ulrich Messing, Pfr.
(Stadtdechant)