Grußwort Ostern 2023

Anfang des vergangenen Jahrhunderts trafen sich an einem österlichen Morgen der Dichter Hugo von Hoffmannsthal und der Schriftsteller und Schauspieler Egon Friedell. Sinnend spazierten die beiden im Wiener Volksgarten. Ein Wort gab das andere – und so entstand ein lebhaftes Gespräch. Friedell deutete auf eine Baumgruppe: „Dort wird in 20 oder 50 Jahren Ihr Denkmal stehen!“ Hoffmannsthal lächelte und schüttelte verneinend den Kopf. – Nach kurzer Zeit fügte Friedell nachdenklich hinzu: „Die Leute werden vorübergehen. Einige bleiben stehen und rätseln: ‚Hoffmannsthal – wer war denn dieser Kerl? ’“ – Stumm und in Gedanken versunken gingen die beiden nebeneinander: – Heute wird mancher Mensch bewundert, geehrt und umjubelt. Doch bald hat das Publikum ihn vergessen – kalt und einsam steht dann das Denkmal da. –

Liebe Leser*in, manchmal befällt mich die Frage: Was wird in 100 Jahren sein. Wird noch jemand einen guten Gedanken an mich verschenken? Wird – wofür ich mich einsetzte – noch der Rede wert sein? Hat es einen Sinn, sich ein vergängliches Denkmal zu setzten? Wahrscheinlich interessiert es den Übernächsten gar nicht, dass ich gelebt habe. – Nachkommen begraben mich und sie. Auch auf dem Friedhof wächst über alles Gras. Eine Stimme mahnt: Lege die Last nieder und die Schreibfeder zur Seite. Lass die schwarzen Gedanken. Dann öffnet sich der Blick für das Helle, und aus längst vergangener Zeit klingt die Stimme des Apostels Paulus an die Kolosser auch zu uns: „Blicket nach oben, und ihr findet Christus zur Rechten Gottes sitzend.“

Liebe Leser*in, Juden erklärten damals den Auferstandenen als gestohlen. Heiden bauten über seinem Grab einen Tempel für ihre Götter, um Gott in die Vergessenheit zu schicken. Doch beide stellten damit dem Auferstandenen ein Denkmal auf. Bis heute werden Menschen, die zum Himmel zeigen, auf die Erde gestoßen, damit sie vergessen würden.

Jesus ist aber nicht im Nahen Osten, in Palästina im Grab geblieben. Er lebt, er ist überall gegenwärtig – besonders immer mehr und mehr in dir und mir. Er bleibt ganz Mensch – mit Leib und Seele blickt er in unsere Zeit. So erreicht uns die Kunde, und sie ist schon da: Ostern ist heute und es bleibt und wird nie mehr vergehen.

Der Apostel Paulus weist uns darauf hin und er will uns für dieses Ostern begeistern. Dazu benutzt er ein kleines Wort „mit“!  „Ihr seid mit Christus auferweckt.“ „Euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott.“ „Ihr werdet mit ihm offenbar werden.“ Im Wörtchen „mit“ zieht Christus uns an: Unser Leben verweht nicht im Nirgendwo. Durch dieses Wort gehören wir ganz Christus. Mögen die Menschen nach uns auch fragen: „Wer war denn diese oder wer war denn dieser?“ Gott ruft uns in Jesu Namen.

Das Wörtchen „mit“ hat uns mit ihm eingetaucht im Wasser und im Hl. Geist. Wo das Wasser der Zeit versiegt, sammelt es sich im Wasser der göttlichen Liebe. Die Liebe aber sammelt die ganze Welt zum Osterfest, das niemals endet. Deshalb wird auf unserem Denkmal stehen: „Mein bist du!“

Liebe Gemeinde, denn im göttlichen Buch des Lebens fehlt das Wort Resignation. Mag das Leben auch noch so schwierig, traurig und ängstlich sein. Im österlichen Christus erfahren wir Freude und jenes Licht, dass die Dunkelheit des Karfreitags überwindet. Wenn auch für viele Menschen der Karfreitag lang und quälend ist – ich denke dabei natürlich an die vielen Schicksale von Menschen bei uns und in der weiten Welt – so feiern wir doch wieder Ostern. Denn das Grab ist leer und der Himmel ist offen für alle.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen auch im Namen aller hauptamtlichen Mitarbeiter*innen ein frohes, gesegnetes Osterfest.

U. Messing, Pfr.

 

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