Liebe Gemeinde!
Immer wieder drängt er sich in unser Leben hinein. Manchmal haben wir eine Zeitlang Ruhe vor ihm und dann ist er doch wieder da, unerwartet, herbeigesehnt, plötzlich, bedrückend. Er lässt sich nicht ignorieren oder verleugnen, er meldet sich schon, wenn er nicht beachtet wird. Auf unseren Straßen, in unseren Häusern, im Krankenhaus, in Altenwohnheimen und selbst im Fernsehen ist er da. Auch vor Gott macht er nicht halt. Für ihn sind alle gleich, heißt es in einem Sprichwort: Der Tod.
Der Tod ist da, in unserem Leben. Er begegnet uns in dieser Corona-Pandemie täglich wenn wir die neuesten Zahlen der Toten hören. Er ist grausam, zerstört und kann auch erlösen. Der Tod zeigt eine Grenze, die wir lebend nicht überschauen oder überwinden können.
Nicht anders erging es den Frauen und Männern, die mit Jesus zusammen waren. Sie hatten seinen Tod erlebt und waren nun in der Traurigkeit, Verzweiflung und Wut des Karfreitags gefangen. Am Ostermorgen machen sie sich auf zum Grab. Sie wollen nach dem toten Jesus schauen. Sie glaubten nicht, dass sich etwas verändert hat oder sich noch ändern kann. Es war ein alltäglicher Besuch am Grab, wie wir es ebenfalls immer wieder tun. Trauer und Abschiednehmen bedeutet ihr Gang zum Grab. Ihre Hoffnung wollten sie einbalsamieren, weil etwas anderes nicht mehr ging. Das Grab war verschlossen von einem großen Stein, der auch auf ihrem Herzen und in ihren Gedanken lag. Der Tod hatte am Karfreitag seine Macht gezeigt und auch vor dem, den sie als Hoffnungsträger sahen, nicht Halt gemacht. Im Glaubensbekenntnis beten wir: Er ist hinabgestiegen in das Reich des Todes. An der Grenze des Todes schien zunächst alles zu Ende zu sein. Eine Erfahrung, die auch wir immer wieder machen. Dagegen lässt sich nur schwer etwas setzen. Der Stein des Grabes liegt auch auf unseren Herzen und in unseren Gedanken.
Liebe Gemeinde, die Frauen und Männer am Grab können nicht glauben, was sie mit eigenen Augen sehen. Sie können nicht verstehen was sie mit eigenen Ohren hören. Sie können die eigene Erfahrung nicht deuten, die ihr Leben verändern wird. Gott lässt Jesus nicht im Tod. Er schafft neues und unvergängliches Leben. Eine Grenze, die für uns endgültig ist, wird für Gott zum Neubeginn. Hier ist jede geschichtliche Erfahrung durchbrochen und etwas ganz Neues, etwas Revolutionäres, etwas Weltveränderndes ist entstanden. Die Grenze des Todes ist nicht mehr endgültig.
So ist mit der Auferweckung Jesu jedem Menschen, jedem von uns und all unseren Verstorbenen, ein Leben zugesagt, das das irdische Leben übersteigt. Diese Botschaft von Ostern, diese Hoffnungsbotschaft verändert. Verändert uns, verändert die Art, wie wir mit unserem Leben umgehen können und wie wir unsere Welt gestalten können.
Im Namen aller Seelsorger*innen wünsche ich uns Kraft dies zu glauben. Frohe, gesegnete Ostern (besonders den Kranken, Einsamen und Traurigen)
Ihr
U. Messing, Pfr.